tapestry of legacy
tapestry of legacy (2024)
Tapestry of Legacy" deals with the concept of motherhood/parenthood and the non-fulfillment of this social and biological convention, bringing to the fore alternative artistic strategies in dealing with one's own genetic code.
Die Reproduktion - der Prozess, durch den sich das Leben perpetuiert - nimmt einen zentralen Platz in der
menschlichen Lebenserfahrung und Lebensrealität ein. Über seine biologische Bedeutung hinaus hat er
tiefgreifende soziale und philosophische Implikationen. Gerade auch in den sozialen Medien wird die
Familie und das Mutterwerden/sein auf vielseitige Weise ins Zentrum gerückt. Auch unter umgekehrtem
Vorzeichen, Stichwort: Regretting-Motherhood. Kinderlose (Frauen) werden regelmässig damit
konfrontiert, eine wichtige gesellschaftliche aber auch biologische Konvention nicht erfüllt zu haben, den
intrinsischen biologischen Code - der evolutionsbiologisch auf die eigene Vervielfältigung abzielt - nicht
befolgt und eine gesellschaftlich relevante soziale Erfahrung nicht geteilt zu haben.
Unter dem Arbeitstitel "legacy instructions" forsche ich künstlerisch zu diesem Thema.
Die Projekte tapestry of legacy und towards dissolvence setzen sich mit den Verstrickungen von
menschlicher Identität mit Konzepten der Reproduktion und Expansion auseinander, und befragen ganz
generell das Bedürfnis eine Spur/ein Erbe zu hinterlassen.
Es werden alternative, künstlerische Strategien zur Reproduktion erprobt, aber auch philosophische
Gegenkonzepte vorgeschlagen.
Die Ausgangslage für die künstlerischen Transformationen bildet dabei meine eigene mitochondriale DNA
(mtDNA) Sequenz, die ich in der Abteilung forensische Genetik des Institut für Rechtsmedizin Zürich
sequenzieren liess. Meiner künstlerischen Praxis folgend, dient dieser Code als Ausgangslage für Re-
Codierungen und Transformationen. Durch die Linse der persönlichen mitochondrialen DNA navigiert der
Arbeitskomplex durch das empfindliche Gleichgewicht zwischen Kontinuität und Auflösung.
In „tapestry of legacy“ wird die Rekombination und Re-Codierung meines eigenen mtDNA Codes ins
Zentrum gestellt. Visualisierungen der mtDNA (1) Basen Sequenz durch die Software IGV (integrative
genomic viewer) werden fragmentiert und digital erweitert. Eine Form der Reproduktion unter
Zuhilfenahmen von AI Bilderweiterungstools, in künstlerischer Anlehnung an Methoden der modernen
Reproduktionsmedizin, bilden die methodische Grundlage. Zudem wird der Code durch meine eigene,
digital geklonte Stimme hörbar gemacht.
Im Mittelpunkt dieses Vorhabens steht die Betrachtung des matrilinearen Erbes, das in der
mitochondrialen DNA kodiert ist - eine stumme Erzählerin unserer Vorfahren und potenzielle Vorhersage
unserer Nachkommen. Durch die Auseinandersetzung mit diesem molekularen Echo will das Projekt einen
Dialog provozieren, der über die konventionellen Erzählungen, die Konzepte der Fortpflanzung und der
Expansion umkreisen, hinausgeht und der auf die enge Verstrickung dieser beiden Strategien anspielt.
MEDIEN
Audio stereo 14:48 min, loop
animiertes Bild, 06:22 min, loop
Postkartenständer mit 277 Postkarten (Format: A6/ Anzahl Motive: 4)
(Jede Postkarte ist mit einer pinken Etikette beschriftet, die je eine Teilsequenz von 60 Basen meines
mtDNA Codes abbildet. Alle 277 Postkarten zusammen bilden ein Mal die komplette Basenpaar Sequenz
meiner mtDNA ab)
video skizze > https://vimeo.com/904387471